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Ein letzter Herzenswunsch: Zu Besuch im neuen Zuhause der Tochter
Am 03.05.2025 durften wir im Rahmen einer Wunschfahrt Frau W. begleiten, die sich aktuell seit etwa sieben Wochen in einem Hospiz befindet. Ihr Wunsch war es, die neue Wohnung ihrer Tochter zu besuchen, die vor zwei Tagen in ihr erstes eigenes Zuhause eingezogen war.
Bei unserer Ankunft im Hospiz wurden wir bereits von einer Tochter sowie der Schwester von Frau W. empfangen, die sie bei der Fahrt begleiten wollten. Die Vorfreude war spürbar, aber auch von emotionaler Tiefe durchzogen. Bereits während der Fahrt teilte Frau W. offen ihre Dankbarkeit über die liebevollen Menschen um sie herum und die Möglichkeit, diesen Wunsch mit dem Wünschewagen erleben zu dürfen. Gleichzeitig machte sie aber auch keinen Hehl aus ihrer inneren Zerrissenheit – zwischen Dankbarkeit und Trauer. Sie beschrieb ihre Erschöpfung darüber, sich ständig bemühen zu müssen, positiv zu denken, und ihre große Sehnsucht, das Leben ihrer beiden Töchter weiter begleiten zu können. Der Abschied von all dem, was noch hätte sein können, fiel ihr schwer.
Mit der Ankunft an der neuen Wohnung wandelte sich die Stimmung spürbar. Die Tochter erwartete uns bereits auf dem Parkplatz – aufgeregt und stolz, der Mutter ihr erstes eigenes Heim zeigen zu dürfen. Es war ein berührender Moment: Das neue Namensschild an der Tür, der eigene Schlüssel – all das stand für einen großen Schritt in Richtung Selbstständigkeit. Die Tochter führte uns voller Freude durch die Wohnung und berichtete begeistert vom Aufbau der ersten Möbelstücke. In ihren Worten lag Dankbarkeit gegenüber der Mutter, die diesen Schritt über lange Zeit mit vorbereitet und begleitet hatte.
In der liebevoll gedeckten Küche hatte sie auch an die Lieblingskekse ihrer Mutter gedacht – ein kleines, aber bedeutungsvolles Detail, das Frau W. sichtlich rührte. Für einen Moment war sie nicht Patientin, sondern einfach Mutter – im vertrauten Gespräch mit ihren beiden Töchtern, das von Nähe, Wärme und gegenseitigem Verständnis geprägt war. Die Begegnung war getragen von einer innigen Familienatmosphäre.
Wir Wunscherfüller und die Schwester der Gästin spürten diese innige Stimmung. Es schien eine kostbare Zeit für die drei zu sein, in der wir nicht stören wollten. Wir zogen uns ins Nachbarzimmer zurück, wodurch auch die Schwester Raum fand, ihre eigenen Sorgen und Gedanken zu äußern.
Als die Kräfte von Frau W. nachließen, machten wir uns gemeinsam auf den Rückweg ins Hospiz. Die Verabschiedung zwischen Mutter und Tochter war herzlich und voller Wertschätzung für den gemeinsam erlebten Moment. Auch wenn Frau W. das Leben ihrer Töchter wohl nicht mehr lange begleiten kann, schien sie durch diesen Besuch eine Sorge weniger zu haben: Sie konnte mit eigenen Augen sehen, dass ihre Tochter in guten Händen und in einem passenden Umfeld ein weitgehend selbstständiges Leben führen kann – unterstützt von Familie und Betreuung.
Für uns als Wunscherfüller war dieser Einsatz besonders bewegend. Er hat uns gezeigt, wie tief Herzenswünsche verwurzelt sein können – jenseits von spektakulären Erlebnissen. Es ging um Familie, um Loslassen, um Vertrauen und um ein kleines Stück Frieden auf dem letzten Weg. Die liebevolle, herzliche Verbindung der vier Frauen zueinander wird uns noch lange in Erinnerung bleiben.