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Noch einmal zum St. Pauli-Spiel
Die Wunschfahrt begann um 16 Uhr am Wünschewagen-Parkplatz beim ASB in Elmshorn. Kurzes, nettes Kennenlernen der beiden Wunscherfüller Christian und Lennart, Auto gecheckt, Papiere gecheckt und los geht’s. Erste Station Horst, dort wurde Michael abgeholt, ein langjähriger Freund und Arbeitskollege von unserem Fahrgast. Es fing leicht an zu regnen und wir wussten nicht, wie es heute im Stadion wird bei Regen. Der Wettergott war auf unserer Seite, je näher wir Itzehoe kamen, desto besser wurde das Wetter. Wir sind dann überpünktlich am Hospiz in Itzehoe angekommen, wurden dort sehr freundlich vom Pflegeteam empfangen und sind dann ins Zimmer 7 zu Wilfried, unserem heutigen Fahrgast. Er begrüßte uns mit den Worten: „Ich bin Wilfried und bin aufgeregt und nervös. Ich freue mich wahnsinnig, dass ihr das für mich macht.“
Wir unterhielten uns kurz und fanden heraus, dass wir uns nicht kannten, aber gemeinsame Bekannte haben. Die Chemie war hier schon sehr gut und freundschaftlich. Wilfrieds Wunsch war es, zum St. Pauli-Spiel zu gehen, es wurde dann das heutige Topspiel gegen Schalke 04. Wilfried benötigt 24h Sauerstoff und es wurde alles für die Fahrt eingepackt und mitgenommen. Natürlich durfte der St. Pauli-Schal nicht fehlen und passend dazu die braune Jacke.
Wilfried und Michael saßen hinten und unterhielten sich aufgeregt über Fußball und ihre gemeinsame Arbeit als Hausmeister. Wilfried machte nebenbei Witze über den rasenden Wünschewagen (100 km/h max) und betitelte ihn als Formel 1 Auto. Uns allen fiel allerdings während der Fahrt zum Millerntor auf: Wir sind viel zu schnell und zu früh dort. Einlass für uns vor Ort 20:20 Uhr, unsere Ankunft laut Navi 18:45. Was machen wir mit der Zeit? Wilfried sagte mehrfach, ich möchte die Hells Bells hören, die Einlaufmusik der Paulianer. Kurzer Anruf beim Sicherheitsbeauftragten des FC St. Pauli und zack, als er mitbekam, dass wir mit dem Rollstuhl mobil sind, bekamen wir das Go zum früher Reingehen; es fehlte nur ein Parkplatz.
Kurzer Halt an der Davidwache und mit einem netten Polizeibeamten über Parkmöglichkeiten gesprochen: „Ihr seid doch ein Einsatzfahrzeug und bekommt hier keine Knöllchen.“ ;-) Mit dieser Info dann weiter Richtung Stadion. Da gleichzeitig das Reeperbahnfestival stattfand, waren die Straßen voll und der Verkehr zog sich. Wir entschlossen uns, am Heiligengeistfeld einen Security-Mitarbeiter zu fragen, um einen Parkplatz zu finden. Antwort: „Ihr seid ein Einsatzfahrzeug und dürft überall kostenlos parken.“ ;-) Also schwupps auf den Parkplatz des Reeperbahnfestivals direkt neben dem Millerntorstadion.
Im Stadion angekommen waren wir um 19:30 Uhr. Wilfried sog die Atmosphäre auf und bestellte sich ein Bier und eine Stadionwurst. Hells Bells erklangen, Wilfried zückte sein Handy und nahm auf mit einem breiten Lächeln. Das Spiel war gut und es ging mit einem 1:1 in die Halbzeit. Toilettenpause, dann Brezel und ein kühles Astra. Die Sicht auf der Rollstuhltribüne war super und die 2. Halbzeit fing an. 2:1 für Pauli und der Jubel direkt vor uns, was für ein schöner Moment. Wilfried hatte extra seine gute Kamera mitgenommen und nebenbei den professionellen Fotografen Konkurrenz gemacht. Er erzählte, dass er eine Schraube auf 200 m Entfernung gestochen scharf fotografieren kann. Kurz vor Schluss schoss St. Pauli noch das 3:1, der Schal ging in die Luft und es wurde mit den Nachbar-Rollstühlen geschunkelt und sich gefreut.
Nach Abpfiff blieben wir noch kurz im Stadion und machten Erinnerungsbilder für Wilfried und eine La-Ola-Welle mit der Pauli-Mannschaft. Währenddessen gab es Tumulte im Gästeblock, ja langweilig sind Wunschfahrten selten. Wir schüttelten den Kopf über so viel Blödsinn und gingen mit dem Rollstuhl zurück zum Parkplatz. Man merkte, dass das Spiel für die Atmung von Wilfried eine Herausforderung war. Wilfried wollte während der Rückfahrt wieder sitzen, da dann etwas besser Luft bekommt als im Liegen.
Beim Anschnallen betonte Wilfried, dass sich Michael das Pauli-Spiel mitverdient hat. Er sei viele Jahre sein bester Freund ist und er sei dankbar für die tolle gemeinsame Arbeit als Hausmeister an einer Schule. Es kullerten ein paar Freudentränen. Die Rückfahrt verging wie im Flug, was aufgrund der zunehmenden Luftproblematik gut war.
Ankunft Hospiz: 0:15 Uhr. Die Nachtschwester öffnete die Tür und Wilfried begrüßte sie herzlich. Im Zimmer angekommen war Wilfried geschafft und benötigte eine Pause. Er freute sich riesig über zwei Bilder, die wir mit dem On-Board-Drucker ausgedruckt hatten. Der Abschied fiel im sichtlich schwer, die Worte an uns: „Jungs, wir sehen uns bald wieder und ihr seid die Besten“, erfreuten uns und machten traurig zugleich. Wir verabschiedeten uns mit: „Alles Gute, Wilfried!“
Auch wenn der Wünschewagen von außen blau weiß ist, so strahlte er heute von innen Braun-Weiß.